Das offene Atelier, jetzt fest in den Kitaalltag integriert

Das offene Atelier, jetzt fest in den Kittalltag integriert

Das 3 jährige Mädchen hält den Pinsel in der Hand, ihr Blick ist am hängenden Papier auf der Wand gerichtet. Sie sieht nur das Blatt, schaut nicht links und rechts. Sie malt das Farbenspiel von Himmel und Feuer. (Rot und Blau)

Der 4 Jährige Junge steht vor dem leeren Blatt, drückt den Pinsel gegen seine Lippen und sagt,’’ Ich muss erst in meinem Kopf suchen, was ich malen will’’.

Das 4 Jährige Mädchen zu dem 4 jährigen Jungen, ‚’’ Ich will braun mischen, weißt du wie das geht?’’. ‚’Nein ich weiss es nicht’’.
Fleissig machen sie sich auf die Farbensuche. Nach 10 Minuten, schaffen sie es.
“Wir haben es geschafft !!!”

 

Kreativität
Kreativität

Diese Erlebnisse durfte ich einen Monat mit den Kindern im offenen Atelier in der Kita Kiriku erleben.
Ich arbeite jetzt seit fast vier Jahren in der Kita Kiriku Luzern. Ich interessiere mich sehr stark für Kunst und den schöpferischen Prozess der Kinder. Daher wollte ich in meinem Abschlussjahr ein Projekt auf die Beine stellen, wo die Kinder den Raum für ihr Malspiel kriegen. Das Kiriku und ich arbeiteten an einem Konzept, wie wir den Kindern diesen Raum bestmöglich geben könnten. Es sollte ein Angebot werden, bei welchem keine Konkurrenz und kein Leistungsdruck herrscht. Ich wollte einen Raum schaffen, voller Inspiration und Experimentierfreude. Die Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, ihre schöpferischen Impulse ausleben zu können und diesen freien Lauf zu lassen, um einfach mal die Freude des Lebens zu erleben.
Eine grosse Inspiration bei der Entwicklung des Konzeptes war Arno Sterns Malort für mich.
Im November begann das Projekt. Ich bereitete im Zentrum des Raumes eine grosse Farbpalette vor. Auf diese legte ich, neben jede frisch an gemischte Farbe, einen Pinsel. In einer gemütlichen kleinen Ecke richtete ich einen Bilderbuchtisch ein. Dort konnten die Kinder sich durch verschiedene Kinderbücher inspirieren lassen. Auf unserem Fensterbrett wurde ein Plätzchen für die Elfenpuppe eingerichtet, welche die Kinder im offenen Atelier stets liebevoll begleitete. Wir arbeiteten nur mit den drei Grundfarben und diese durften auf der grossen Palette nicht gemischt werden. Das Mischen der Farben passierte individuell auf den Papier beim Malen.
Die Kinder wurden durch ein Ritual, zwei Wochen vorher, spielerisch mit einer Elfenpuppe namens Ida eingeführt. Wir lernten einen Farbenspruch und spielten immer wieder die fröhliche Melodie unserer geliebten Musikbox. Alle waren voller Vorfreude. Es sollte eine große Überraschung für die Kleinen werden! Ihre Augen strahlten, als sie das Atelier zum ersten Mal betraten.

Zu Beginn eines jeden offene Ateliers betraten wir den Raum, die Elfenpuppe Ida begrüßte die Kinder liebevoll und erzählte eine Geschichte. Nach dieser gab es Raum für Fragen und zum Ideenaustausch. Es entstand eine wertschätzende Gesprächskultur und wir kamen auf lauter lustige Ideen. Anschließend eröffnete die Elfenpuppe Ida das Malen und die Kinder durften begeistert, inspiriert und fröhlich loslegen. In der ersten Woche malten wir nur mit der Farbe Blau und lernten diese besonders intensiv kennen. Die Kinder genossen das Experimentieren und erzählten sehr viele Geschichten zum Blau. Das Interesse der Kinder an der Konsistenz der Farben und das Spielen mit den verschiedenen Möglichkeiten, die nur eine Farbe mit sich bringt, faszinierte mich besonders.
Im Hintergrund lief leise klassische Musik, welche sehr geliebt wurde. Besonders Mozart und Beethoven sollten immer wieder gespielt werden. Manchmal summten die Kinder mit und es war die Leichtigkeit der Herzen zu spüren. Die Malsequenzen dauerten oft länger als eine Stunde. Die kleinen Kinder hatten eine verblüffend große Ausdauer. Da wir im Stehen malten und uns viel bewegten, um immer wieder neue Farben zu holen, blieben alle lange im Malprozess und hatten die Möglichkeit ihre gemalten Bilder immer wieder aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Wir genossen es, uns dem Moment einfach hinzugeben, und es schien das Selbstverständlichste der Welt zu sein. Das Interesse am Bild des Anderen war groß und die Freude an seinen Erfahrungen und Ideen auch. Es war für mich ein sehr schönes Gefühl zu sehen, wie sie sich gegenseitig lobten und unterstützten und mir wurde bewusst, wie frei und voller Glück die Kinder sind, wenn man ihnen den Raum gibt sich selbst künstlerisch auszurücken. Es wurde nicht verglichen, sondern wahrgenommen und geteilt. Es wurde nicht beurteilt, sondern beobachtet und unterstützt.

In der zweiten November Woche kam die rote Farbe hinzu und es entstand sofort ein neues Spiel. Die Atmosphäre in dieser Woche war sehr lebhaft. Die Kinder mochten die rote Farbe sehr, vor allem das leuchtende Pink, dass auf dem weissen Papier strahlte. Sie entdeckten, die verschiedene Nuancen eifrig, welche sich aus Rot und Blau mischten. Sie liebten es, zu beobachten, wie die verschieden farbigen Wassertropfen das Blatt runterlief und sich vermischten. Da bekamen sie leuchtende Augen.
In der dritten Woche, ergab sich ein Ratespiel und die Kinder rätselten, welche wohl die dritte und letzte Farbe auf der Palette sein würde. „Ich weiss es, ich weiss es, es ist Grün! Nein, jetzt weiss ich es, es ist Gelb.“ Ein Mädchen hatte nach langem Raten herausgefunden, dass es Gelb war und freute sich unglaublich den gelben Farbtopf auf der Palette zu sehen. So konnten die Kinder nun alle Farben dieser Welt mischen. Sie unterhielten sich sehr intensiv über die Farben und fanden gemeinsam Wege, unterschiedlichste Farben zu mischen. In der letzten Novemberwoche waren alle Bilder der Kinder unglaublich bunt.

Wir hatten grossen Spass im Atelier. Nicht nur die grösseren Kinder, sondern auch die ganz Kleinen entdeckten die Farben in Form von Fingerfarben in dieser schönen Zeit. Es war eindrücklich zu sehen, wie unterstützend die grossen Kinder den Kleinen halfen. Sie trösteten sich gegenseitig, wenn etwas nicht so rauskam, wie sie es sich gewünscht oder vorgestellt hatten und motivierten sich untereinander. Sie lobten sich stets gegenseitig und es gab ein Freudenfest, wenn sie es schafften eine Farbe zu mischen, die sie wollten.

das offene Atelier
Fingerfarbenmalen mit den Babies

Einen Monat lang, waren die 50 Kinder der Kita Kiriku Luzern, immer wieder im Atelier. Es entstanden unglaublich viele schöne Bilder, jedes ein Kunstwerk keines Gleichen. Das Gemeinschaftsgefühl im Atelier war eines der eindrücklichsten Erlebnisse, die ich mitnehmen durfte. Die Hingabe aller beim Malen, war sehr rührend. Ich bekam einen weiteren tiefen Einblick in die farbenfrohe Welt der Kinder aber auch der Eltern, welche am Atelier teilgenommen hatten.

Die schönsten Kunstwerke wurden im Dezember in der ganzen Kita ausgestellt und zu Weihnachten bekam die Eltern alle eines der Bilder, wunderschön eingerahmt, als Geschenk. Wir waren alle richtig stolz und begeistert über die fröhlichen Kunstwerke.

Die Freude ist gross, dass wir das offene Atelier fest in unser pädagogisches Konzept integrieren konnte. Ab April wird immer Montag der Tag der Kreativität sein. Das Atelier wird den ganzen Tag geöffnet sein und die Kinder können fleissig malen und ihren Schöpferkräften freien Lauf lassen.

Damit ist für mich ein grosses Ziel erreicht. Ich freue mich auf jeden Moment, den wir zusammen im Atelier verbringen werden.

Herzlichst Anita Mataj

Das offene Atelier in der Kita Kiriku Luzern
Das offene Atelier in der Kita Kiriku Luzern